Müllerprüfung an der Britzer Mühle in Berlin
Berlin (Gerald Bost). Auf diesen Tag Ende Juni 2024 haben die acht Auszubildenden lange gewartet und zwei Jahre für ihr Hobby gelernt. Erfahrene Ausbilder, die alle auch selbst vor Jahren an der Britzer Mühle gelernt haben, vermitteln die Theorie und Praxis. Die Prüfungskommission besteht aus einem Mühlenfreund aus den Niederlanden, Dr. Marko Sturm, der in seiner Freizeit auf der Mühle „De Korenbloem“ in Haaksbergen (Niederlande) arbeitet und einem Mitglied der TIMS (The International Molinological Society), Gerald Bost. Beide haben umfangreiche Kenntnisse über die Britzer Mühle und viele Jahre praktische Erfahrung.
Ausbildung läuft seit fast vier Jahrzehnten
Seit 1987 werden an der Britzer Mühle freiwillige Müllerinnen und Müller erfolgreich ausgebildet. Das Ausbildungsprogramm, angelehnt an die Ausbildung in den Niederlanden, wurde in den letzten Jahren immer mehr den veränderten Anforderungen hier in Deutschland und speziell der Britzer Mühle, angepasst. Diese Ausbildung stellt sicher, dass die historische Windmühle als produzierendes technisches Denkmal stets von fachkundigem Personal betreut wird. „Dadurch verjüngt sich auch der Verein automatisch und hat genügend Mitglieder für die Führungen und Veranstaltungen“, so das Fazit von Gerald Bost. Das Ausbildungsprogramm umfasst neben der theoretischen und praktischen Ausbildung an der Mühle auch noch einen Wetterkundekurs mit einem erfahrenen Meteorologen an der FU, Unterricht und Erfahrungsaustausch bei befreundeten Berufsmüllern, Exkursionen zu Wind- und Wassermühlen oder die Wochenendseminare in einer Lehrwerkstatt.
Höhepunkt der Ausbildung ist die einwöchige Studienfahrt in die Niederlande. Zu vielen Partnermühlen wird über Jahre hinweg eine Freundschaft gepflegt und die Auszubilden sind nicht nur herzlich willkommen, sondern können auch tatkräftig an den Mühlen Hand anlegen. Ölmühlen, Sägemühlen, Papiermühlen, Getreidemühlen und die typisch niederländischen „Wasserschöpfmühlen“ stehen auf dem Programm. „Diese Fahrt hat die Gruppe im Ausbildungskurs 20 noch einmal richtig zusammengeschweißt“, so die Begeisterung einer Teilnehmerin. „Vielleicht hat es auch geholfen, den Prüfungsstress ein wenig zu mildern. Denn wir sind ja auch nicht mehr die Jüngsten“, so ein anderer Prüfungsteilnehmer.
Am 29. und 30. Juni 2024 war es dann so weit. Ein bisschen Aufregung gehört dazu, doch alle waren sehr gut vorbereitet. Beim praktischen Teil der Prüfung geht es auch darum, eine gute Mühlenführung zu gestalten. Die beiden Prüfer sind das Publikum und habe natürlich viele Fragen und lassen sich vieles zeigen und erklären. Zum Schluss geht es auf die Galerie der Holländermühle und die Mühle muss ordentlich abgestellt (gebremst) werden. Wenn dann auch noch die Flügel in der „Freudenschere“ stehen, ist es das Signal für eine bestandene Prüfung. Alle acht Prüflinge haben bestanden. Als am Sonntag gegen 16 Uhr die Vorsitzende des Vereins Britzer Müller e.V., Nina Schillhaneck, gratulierte und alle freudig mit einem Gläschen Sekt anstoßen wollten, gab Michael Schillhaneck noch einen „Einsatzalarm“. Es war ein Unwetter über Berlin aufgezogen. Das bedeutet für Windmühlen nichts Gutes. Jetzt konnten sich die Jungmüller noch mal beweisen und schnell die „Sturmsicherung“ an der Mühle durchführen. Die beiden Prüfer waren begeistert. Alles gut gelaufen. Herzlichen Glückwunsch und Glück zu! Der neue Ausbildungskurs läuft bereits mit sechs Interessenten.
Gerald Bost ist Beisitzer im DGM-Vorstand und Mitglied im Beirat der DGM